Wie unser Vorstand auf der COP24 den UN Klimaschutz-Award entgegennahm

Ziemlich genau vor einem Jahr traf es uns wie ein Paukenschlag: Wir erhielten – gemeinsam mit ProVeg – den UN Klimaschutz-Award für unser gemeinsames Projekt „Aktion Pflanzen-Power“ an Schulen. Unser Vorstand Andreas Schöfbeck reiste gemeinsam mit unserem Pressesprecher Michael Blasius und unserem Nachhaltigkeits-Referenten Maximilian Begovic zur 24. Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen ins Polnische Katovice, um den Preis entgegenzunehmen. Wir veröffentlichen hier anlässlich des ersten Jahrestages seinen Reisebericht noch einmal, der ursprünglich auf seinem LinkedIn-Account erschienen war.

Kurz vor dem Jahresende 2018 durfte ich – gemeinsam mit zwei Kollegen unserer Kasse – eine Reise antreten, die man nicht alle Tage macht: zur UN-Klimakonferenz nach Kattowitz, als Co-Preisträger des „Momentum for Change“ Climate Action Awards. Diesen Klimaschutzpreis der Vereinten Nationen, der in diesem Jahr erstmals nach Deutschland ging, haben wir mit ProVeg und IZT/KEEKS für unser gemeinsames Projekt „Aktion Pflanzen-Power“ erhalten, das Schülern die gesunde, pflanzenbasierte Ernährung näherbringen soll. Die Reise nach Kattowitz war auch für mich etwas ganz Besonderes.

Sebastian Joy und Andreas Schöfbeck mit UN-Klimaschutz-Award
Sebastian Joy und Andreas Schöfbeck mit Urkunde

Die „COP24“, wie sie auch genannt wird, ist mit 20.000-30.000 Teilnehmer*innen eine Mammutveranstaltung. Das geht schon los mit starken Sicherheitsvorkehrungen. Sehr viele internationale Gäste prägten das Stadtbild, die Polizeipräsenz war augenscheinlich – man hatte das Gefühl, hier kann eigentlich nichts passieren, da alles bewacht und kontrolliert wird.Mein Empfinden am Ende der zwei Tage in Kattowitz war aber auch: Da sind sehr viele Technokraten am Werk. Das ist eigentlich nicht „meine Welt“! Ich halte es eher mit Einstein und dem Papst Franziskus, die sinngemäß sagen: Man kann Probleme, die aus einer Denkweise heraus entstehen, nicht aus der gleichen Denkweise heraus lösen – man muss die Denkweise ändern. Aber beim Klimaschutz und in Kattowitz suchen alle nach technischen Lösungen, das ernüchtert mich.

Meiner Meinung nach hat Prof. Georg Barfuß, der auch unserem Wissenschaftlichen Beirat angehört, Recht, wenn er sagt, dass nicht aus einer einzigen Konferenz die Lösung für die Menschheit kommen kann und wird. Aber immerhin wurde dank Kattowitz mal wieder ein paar Tage lang ins Bewusstsein der Menschen gerückt, dass wir ein existenzielles Problem haben.

„Ich bin dankbar, dass es solche Veranstaltungen gibt“

Andreas Schöfbeck, Johan Rockström und Maximilian Begovic
v.l.n.r.: Andreas Schöfbeck, Johan Rockström und Maximilian Begovic

Insofern bin ich dankbar, dass solche Veranstaltungen stattfinden, die auch bei mir persönlich nachwirken: Über die Weihnachtstage habe ich mich mit dem Buch von Johan Rockström befasst. Rockström haben wir in Kattowitz sogar persönlich kennengelernt. Er gilt als Vater der „Planetary Boundaries“, also der Belastungsgrenzen der Erde. Vier davon haben wir demnach bereits überschritten: den Klimawandel, die Biodiversität, die Landnutzung und biogeochemische Kreisläufe. Auch Rockström glaubt jedoch, dass es eine Lösung geben kann – das wird er vermutlich auch den Politikern erzählen, die er berät. So wie auch Harald Lesch, der deutsche Astrophysiker, Naturphilosoph und Wissenschaftsjournalist, der sagt, die 1,5 Grad, die im Pariser Klimaschutz-Abkommen als Obergrenze vereinbart wurden, waren ein politisches Ziel, das wir gar nicht halten können. Denn auch Politiker aus betroffenen Gebieten wie den Malediven wissen, dass sie bei über 1,5 Grad schon untergehen und keine Zukunft mehr haben. Deshalb hatte man in Paris diese Obergrenze aus politischen Erwägungen festgelegt – im vollen Bewusstsein, dass wir die 1,5 Grad nicht werden halten können.

Rockström lässt in seinem Buch ein Thema weitgehend aus: Ernährung. Aber wenn die Menschen nicht begreifen, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen, werden wir meiner Ansicht nach die Klimakatastrophe nicht verhindern können. Wer dieses Bewusstsein nicht hat und nur nach technischen Lösungen sucht, geht – davon bin ich überzeugt – in wesentlichen Teilen am Kern des Problems vorbei.

Das gilt scheinbar sogar für Al Gore, den ehemaligen amerikanischen Vize-Präsidenten. Er hielt einen Vortrag zu den jetzt schon sehr realen Folgen des Klimawandels. Seinen Zuhörern wollte er dennoch Hoffnung machen, indem er viele nachhaltige Projekte auf der ganzen Welt präsentierte, die bereits umgesetzt wurden und die in einigen Fällen sogar die Erwartungen hinsichtlich ihrer Energieersparnis deutlich übertroffen haben. Allerdings standen auch hier wieder technische Lösungen im Mittelpunkt. Den in meinen Augen erforderlichen oder sogar überfälligen Werte- und Bewusstseinswandel habe ich auch bei diesem Redner vermisst. Auch der Aspekt der Ernährung und ihre Auswirkungen auf den Klimawandel kamen für meinen Geschmack zu kurz – und das, obwohl Al Gore selbst sich nach meinem Kenntnisstand vegan ernährt!

Dennoch möchte ich insgesamt eine positive Bilanz meiner Reise nach Kattowitz ziehen: Es war ein großartiger Moment, als ich – zusammen mit Sebastian Joy (ProVeg) und Dr. Michael Sharp (IZT/KEEKS) – für unsere „Aktion Pflanzen-Power“ auf die Bühne gerufen wurde, um den Klimaschutzpreis der Vereinten Nationen entgegen zu nehmen. Überreicht wurde er uns von Bertrand Piccard, der einst als erster Mensch die Erde im Solarflugzeug umrundet hatte.

„Wir können uns das langsame Tempo längst nicht mehr leisten“

Ich finde es grundsätzlich wunderbar, dass die Menschheit sich seit Jahren regelmäßig zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, wie 2018 in Kattowitz, zusammenfindet und austauscht – darunter auch viele, zum Teil hochrangige, Politiker, die man vor Ort allerdings kaum gesehen hat. Sie treffen sich hinter verschlossenen Türen, um in langen Tagen und Nächten mühselig Kompromisse auszuhandeln. Aber ich wünschte mir mehr Tempo! Wer sich wirklich mit den Inhalten auseinandersetzt, merkt: Wir können uns das langsame Tempo längst nicht mehr leisten. Ich befürchte jedoch, dass vielen, die Verantwortung tragen, noch immer nicht bewusst ist, wie ernst die Lage wirklich ist.

Wir setzen unsere Arbeit „an der Front“ konsequent fort: mit noch mehr Tempo und Nachdruck. Als erste veggiefreundliche und einzige klimaneutrale Krankenkasse möchten wir den Menschen in Deutschland zeigen, was jede*r einzelne tun kann, um den Klimawandel zu bremsen – und welch‘ mächtiger Hebel die Ernährung dabei ist.

Sie haben es, WIR haben es in der Hand!