Teil 8 unserer Serie zur Epigenetik | Der Zusammenhang von Schlaf und Übergewicht
Warum Übergewicht eine der Folgen von Schlafmangel sein kann: Epigenetik-Experte Peter Spork stellt aktuelle Studienergebnisse aus Schweden vor
Der Blick auf viele Regierende dieser Welt offenbart eine der sichtbarsten Folgen chronischen Schlafmangels: Übergewicht. Politiker schlafen wenig und arbeiten oft nachts. Beides macht auf Dauer und ohne gezielte Gegenmaßnahmen dick. Jetzt konnte ein internationales Team aus Molekular- und Neurobiologen um Christian Benedict von der Universität in Uppsala (Schweden) zeigen, was in den Fett- und Muskelzellen von Menschen passiert, die unter Schlafmangel leiden. Epigenetische Veränderungen stehen dabei im Zentrum des Geschehens.
Fettzellen verändern ihre Funktion
Die Forscher baten 15 junge, schlanke und gesunde Männer zwei Mal für gut drei Tage ins Labor, um unter streng einheitlichen Bedingungen ihren Schlaf zu kontrollieren sowie ihre Körperzellen zu untersuchen. Das eine Mal durften die Männer normal schlafen, das andere Mal mussten sie die letzte Nacht wach bleiben. Vor und nach dieser Nacht machten die Forscher einige Tests und entnahmen kleine Stanzproben aus Fett- und Muskelgewebe. Eine Analyse der Genregulation in den Zellen ergab schließlich, dass diese durch den Schlafmangel in ein anderes, noch dazu gegensätzliches Programm umschalten: Die Fettzellen funktionieren plötzlich wie jene stark übergewichtiger Menschen mit einem zu Diabetes neigendem Stoffwechsel.
Gene spielen Rolle bei Fetteinlagerung
Danach entdeckten die Forscher, dass schon die eine Nacht ohne Schlaf das Muster der epigenetisch aktiven DNA-Methylierungen (chemische Markierung der Erbsubstanz ohne den DNA-Code zu verändern) im Erbgut der Fettzellen an 148 Stellen neu justiert hatte. Mehrere dieser Stellen beeinflussen die Aktivierbarkeit von Genen höchstwahrscheinlich auf genau die gleiche Art, wie es bei Menschen geschieht, die wegen krankhaftem Übergewicht kurz vor einer operativen Magenverkleinerung stehen – und das, obwohl es sich hier um das Fettgewebe gesunder, schlanker junger Männer handelt. Auch das am heftigsten betroffene Gen namens CD36 spielt eine Rolle bei der Fetteinlagerung. Man weiß sogar, dass es bei übergewichtigen Menschen und Patienten mit Typ-2-Diabetes ebenfalls dereguliert ist.
Quelle:
Dieser Beitrag ist zuerst im Newsletter Epigenetik erschienen und wurde als 8. Teil der Epigenetik-Serie für unseren Blog in einer autorisierten, leicht gekürzten Version übernommen.
Lust auf mehr Epigenetik-Wissen? Hier findest du alle bisherigen Beiträge der Serie.
Wie gesunder Schlaf entsteht, verraten wir dir im Beitrag „Stress und Schlaf sind unvereinbar“. Jetzt lesen!
Mehr von Peter Spork gibt es in diesem Video (von unserem YouTube-Channel).
„Gesundheit ist kein Zufall“ heißt der Vortrag, den er 2019 für die Belegschaft der BKK ProVita hielt und den wir aufzeichnen durften.
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